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Alkoholsucht: Was Angehörige tun können

#1 von Emotionen , 20.09.2012 11:52

Quelle:

Wut, Tränen, Verzweiflung: Ist der Partner oder ein anderes Familienmitglied alkoholabhängig, belastet das die ganze Familie. Experte Volker Weissinger erklärt, wie Angehörige helfen können.

Nur wer von sich aus Hilfe holt und annimmt, kann seine Sucht besiegen

Am Anfang war es nur eine Flasche Bier am Abend – zur Entspannung. Als der Stress in der Arbeit größer wurde, wurden es drei oder vier, später kamen auch härtere Getränke dazu. Mittlerweile stapeln sich am Ende des Tages die Flaschen in der Spüle. "Der Weg zur Alkoholabhängigkeit ist ein schleichender Prozess", sagt Dr. Volker Weissinger, Diplom-Pädagoge aus Bonn und Geschäftsführer des Fachverbandes Sucht e.V. Betroffene verlieren immer mehr die Kontrolle über ihr Trinkverhalten, verharmlosen es zugleich und wollen es häufig nicht wahrhaben, abhängig geworden zu sein.

"Erkennen Sie als Partner oder Angehöriger die Signale und trauen Sie Ihrer Wahrnehmung. Denn das Verleugnen und Verharmlosen gehört zum Krankheitsbild der Sucht", betont Weissinger. Unterstützen Sie diese nicht, etwa indem Sie nach außen – auch gegenüber vertrauten Personen – so tun, als wäre nichts oder indem Sie beim Arbeitgeber anrufen und den Betroffenen als krank entschuldigen.

Viele Angehörige machen sich selbst Vorwürfe und meinen, es liege an ihnen den Partner "zu retten". Oder sie schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung, und vertrauen nur zu gerne auf die Versprechen des nahestehenden Menschen, alles wieder in den Griff zu bekommen. Doch Alkoholabhängigkeit ist eine Sucht. Die ewigen Beteuerungen, endlich weniger zu trinken, enden unweigerlich in der Enttäuschung. Vorwürfe, ein Gefühl von Ohnmacht oder Resignation sind die Folge. "Machen Sie sich bewusst, dass der Betroffene krank ist und nicht anders handeln kann".

Um dem Kreislauf aus Streit, Vorwürfen und Enttäuschungen zu entkommen, ist es wichtig, Abstand zu gewinnen. Brechen Sie das Tabu des "Nicht-darüber-sprechen-dürfens" und vertrauen Sie sich einer nahestehenden Person an. Sie können sich auch an eine Suchtberatungsstelle oder eine Selbsthilfegruppe für Angehörige wenden, oder mit einem Arzt Ihres Vertrauens sprechen. Überlegen Sie gemeinsam: Wie ist meine Beziehung zum Betroffenen? Welche Veränderungen erwarte ich von ihm? Was bin ich bereit zu tun, falls sich nichts ändert? Wie gehe ich mit ihm um, wenn er betrunken ist? Und nicht zuletzt: Wie kann ich selbst wieder Kraft schöpfen und den Kopf frei bekommen?

"Ganz wichtig ist, dass Angehörige wieder lernen, Dinge für sich selbst zu tun, um dem Strudel der Sucht zu entfliehen", sagt der Experte Weissinger. Widmen Sie sich beispielsweise wieder einem Hobby, das Sie lange haben ruhen lassen. Probieren Sie eine neue Sportart aus oder unternehmen Sie mal wieder einen Ausflug mit Freunden. Denn: "Wirklich helfen kann man Betroffenen nur, wenn sie von sich aus Hilfe suchen und auch annehmen. Es gibt eine Vielzahl von effektiven Beratungs- und Behandlungsangeboten für Suchtkranke". Lassen Sie die Sucht des Anderen nicht zum alles bestimmenden Faktor in Ihrem Leben werden.

Für Kinder alkoholabhängiger Eltern ist die Situation besonders schwierig. "Schätzungen zu Folge leben in Deutschland über zwei Millionen Kinder unter 18 Jahren in einem Haushalt mit einem alkoholabhängigen Familienmitglied", erzählt Volker Weissinger. Die Kleinen sind oft auf sich allein gestellt, leben häufig in chaotischen Verhältnissen und erleben teilweise auch Gewalt in der Familie. Je jünger die Kinder, desto schutzloser sind sie dieser Lebenssituation ausgeliefert. In diesem Fall sind Verwandtschaft, Freunde und Lehrer gefragt, auf die Kinder zu schauen und zu überlegen, wie man am besten helfen kann und wen man dabei einbeziehen sollte. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Selbsthilfegruppen.

Hier finden Angehörige Hilfe (oder auch bei mir)

Infotelefon zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Persönliche Beratung bei Suchtproblemen, Vermittlung von lokalen Hilfs- und Beratungsangeboten sowie von Anschriften und Telefonnummern der Suchtberatungsstellen. Telefon: (02 21) 89 20 31

 
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RE: Alkoholsucht: Was Angehörige tun können

#2 von Hans Peter ( Gast ) , 03.11.2013 01:28

Auf die Frage was Angehörige tun können antworte ich einmal mit meinem Gedicht - Sucht -


* * Sucht * *

von © Hans Peter Schulzke . . . 24.10.2012

Was ist denn schon das Leben,
mit dem ersten Schrei beginnt es eben.
Du erkennst nicht wer über dich wacht,
wenn es sein muss auch die ganze Nacht.

Erst wenn du zählst fast ein Jahr,
sagst du zu dem Gesicht - Mama -
Du lachst, weil das Gesicht auch lacht,
so lange hat es schon über dich gewacht.

Laufen an einer festen Hand,
mit der dich schon so viel verband,
hast du gelernt,
bist auch gefallen, aber wurdest immer aufgefangen.

Die Schuljahre hast du mit ihr verbracht,
bei den Kinderkrankheiten hat sie am Bett gewacht.
Erst hast du ihr alles von dir erzählt,
dann kam die Zeit, du hast dich geschämt.

Sie war nicht mehr die Freundin, die sie lange war,
hast verschwiegen wo du wirklich geschlafen,
so mit 16 Jahr.

Sahst nicht ihr sorgenvolles Gesicht,
kamst nicht nach Hause, du sahst es nicht.
Deine Liebe schenktest du nun einen Mann,
was dieses Mutterherz nicht verstehen kann.

Aus einer anderen Stadt kam schon lange kein Gruß von dir,
weil der Mann verlangte, du bleibst hier.
Zwei Kinder die ihre Oma noch nicht gesehen,
du kannst dich selber nicht verstehen.

Leben konntest du es schon lange nicht mehr nennen,
schaust in den Spiegel, ohne dich zu erkennen.

Sucht war das Wort, was vorher ein Fremdwort war,
hättest du nicht die Kinder, wäre dein Leben schon nicht mehr da.
Versuche hattest du schon Zwei gemacht,
aber mit Blaulicht haben sie dich zurück gebracht.

So gingen nun die Jahre dahin,
zum Schluss warst du ganz alleine,
auch dich raffte die Suchtkrankheit hin.

Es klopfte an die Wohngemeinschaftstür,
fast hätte sie dich nicht erkannt,
die alte grauhaarige Dame, die an deinem Bett nun stand.

Sie nahm dich wortlos in den Arm,
ein Gefühl von ganz Früher über dich nun kam.

Nach langen suchen, sie dich fand,
weil etwas unsichtbares euch immer noch verband.

Nun bist du wieder zu Hause,
in deinem Zimmer wie du es verlassen,
doch dein Gehirn kann es nicht mehr fassen.
Nur noch im Bett kannst du sein, aber du bist nicht allein.

Da ist wieder ein Gesicht, was leise zu dir spricht.
Keine Vorwürfe, keine Fragen,
was könntest du ihr auch sagen ?

So wartest du nun auf deine letzte Stunde,
weil dein Körper nichts mehr entgegen zu setzen hat.
Morphium hält dich im Dämmerschlaf umfangen,
und am Bett sitzt deine Mama, Stunde um Stunde um dich bangen.

Und als du den letzten Atemzug gemacht,
sagt eine gebrochene Frau, schlaf schön mein Schatz,
jetzt kann auch ich sagen - gute Nacht -. . . .

~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich wünsche einen schönen Sonntag

Hans Peter

RE: Alkoholsucht: Was Angehörige tun können

#3 von Emotionen , 03.11.2013 04:08

danke lieber Hans Peter, dass Du uns dieses Gedicht "geschenkt" hast. Es hat mich sehr berührt. Es macht mich auch traurig. Aber es ist die Realität! Und die Realität ist manchmal sehr grausam!

Ich wünsche Dir eine ruhige und gute Nacht ... :-)

Monika

 
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RE: Alkoholsucht: Was Angehörige tun können

#4 von Hans Peter , 23.11.2013 23:34

Liebe Monika, habe mal wieder reingeschaut, doch ist es wohl wie in vielen Foren, es dümpelt so dahin.
Auch mein Forum ist leider ein schweigsames :-( daher kommen hier, und auch bei mir kaum Beiträge.

Was Angehörige tun können bei Alkoholsucht hast du ja Oben sehr gut beschrieben.

Möchte aber doch mal einen Beitrag aus meiner Sicht einsetzen, der für Angehörige auch ein Beispiel sein kann.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

" Hallo, ich bin Alkoholiker."


Wir sitzen um einen großen Tisch. Wo ? Egal, fast in jeder Stadt in Deutschland gibt es diesen Tisch. Der Tisch, mit Menschen Drumherum, aus allen beruflichen Schichten, Frauen und Männer, und alle haben die gleiche Krankheit,
sie sind - Alkoholkrank –

Vorgestellt wird sich nur mit dem Vornamen, auch nicht mit seinem Berufstitel, sondern – Ich bin Hans Peter, und Alkoholiker –

Bei den ersten Meetingsbesuchen der AAs, den Anonymen Alkoholikern, ist mir dieser Satz auch nicht so leicht über meine Lippen gekommen. Doch nach dem ich einige Meetings besucht, und von den F/F Freundinnen und Freunde, so einige Lebensgeschichten gehört hatte, ging das. Denn ich durfte erkennen, ich bin ja nicht alleine das - Arme Schwein – der nicht verstanden wurde.

Und das ich auch ein – Alkoholiker – bin, was ich ja eigentlich nie wahr haben wollte, weil das für mich gesehen ja die Penner auf den Parkbänken waren,
daß wurde mir auch schnell dort vermittelt.

So kam dann der erste Schritt, vor Anderen Zugeben, was ich ja nie sagen wollte, obwohl ich es im Inneren immer schon wegen meinem Trinkverhalten schon wusste.
Zuhören, ohne dazwischen zu Reden, wenn am Tisch Ein/e F/F an Sprechen war.

Auch ich konnte ohne unterbrochen zu werden, mein Herz ausschütten, was ich bis dahin ja nicht kannte.
Denn es hieß doch nur immer einfach: Sauf doch nicht so viel.

Wollte ich ja, aber hatte ich erst einmal das erste Glas getrunken, konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Und jeder Vorwurf deswegen, erzeugte nur ein inneres – Leck mich am A…, du gönnst mir ja nur nicht mein Feierabendbier. –

Durch AA lernte ich Ehrlich zu werden. Denn als ich am ersten Meetingsabend sagte, daß ich ja nur so 2 – 3 Flaschen Bier trinken würde, bekam ich von meinem Nachredner folgendes zu Hören: Wenn ich nur 2 – 3 Flaschen Bier getrunken hätte, brauchte ich nicht hier am Tisch sitzen. Und Belügen tust du dich nur selber, uns ist es egal ob es nur 2 – 3 Flaschen sind, wichtig ist für uns nur: Heute gar nichts zu Trinken.

Ja und der Satz: Immer nur für Heute das erste Glas stehen zu lassen.
Der ist mir nie mehr aus dem Kopf gegangen, und hat mich bis Heute Trocken gehalten. Dieses - Heute – währte sich am 25. September nun zum 19. mal.


Sicher, Alkohol kann Stress abbauend wirken. Hatte ich denn Stress, oder wollte ich einfach Trinken ?
Sicher ist es auch ein gesellschaftlich legitimiertes Suchtmittel, um Ängste zu bekämpfen. Aber hatte ich denn Ängste, oder wollte ich einfach Trinken ?

Ich würde sagen am Anfang war auch Stress und Angst ( vor was ? ) der Auslöser. Dann wurde das Trinken zur Gewohnheit, und zum Schluß ging es nicht mehr ohne tägliches Trinken.

Es war ein Kampf, einfach gegen Alles. Gegen die Familie. Gegen den Arbeitgeber und Kollegen. Gegen den eigenen Willen, und immer habe ich den Kampf verloren.

Erst durch den Erfahrungsaustausch bei den AAs konnte ich, und zum Glück sehr schnell Kapitulieren. Unzählige male habe ich bis dahin den Versuch gemacht, einen Tag nicht zu Trinken, alleine geschafft hatte ich es aber nie.

Eine Alkoholfreie Zone, also meine Wohnung, war eine gute Unterstützung.
Genau wie ich auch ein Jahr lang zu keiner Feier mehr gegangen bin.
Etliche Jahre kam auch bei Feiern bei mir zu Hause kein Alkohol auf den Tisch.

Das war bestimmt auch mein stabiles Polster, damit bin ich auch ganz gut um den Saufdruck herum gekommen.

Mit diesem Beitrag wollte ich mal einen Anfang machen,
denn ich kann auch über meine Krankheit Schreiben,
ohne es in Versen zu kleiden.

Gute 24 h Hans Peter


Liebe Grüße u. gute 24 Stunden
Hans Peter

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zuletzt bearbeitet 25.11.2013 | Top

RE: Alkoholsucht: Was Angehörige tun können

#5 von Emotionen , 25.11.2013 09:41

vielen Dank lieber Hans Peter für Deine Ehrlichkeit.

Ja, es ist ein langer Weg zur Trockenheit. Andere, und vor allen Dingen sich selbst nicht mehr zu belügen ist sehr schwer und ohne Hilfe, wie in Deinem Fall die AA`s, wahrscheinlich fast unmöglich. Du hast es geschafft, das erste Glas stehen zu lassen, immer und immer wieder. Du kannst mit Recht stolz auf Dich sein! Deine Familie ist mit Sicherheit sehr stolz auf Dich.... :-)

Wünsche Dir eine wunderschöne Woche.
Herzliche Grüße
Monika

 
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Info`s zum Bildband:     www.emotionen-wege-aus-der-sucht.de






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